Mit dem Fahrrad durch Mittel- und Nordnorwegen 2002
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Erste Woche

Dienstag, 11. Juni 2002

Hannover - (Zug Hannover - Fredericia, Fredericia - Frederikshavn) - Frederikshavn - Nordstrand Camping

Es ist wie immer: die erste Stunde im Zug zieht sich. Danach geht die Fahrt dann ja meistens recht schnell vorbei. So richtig kommt noch kein Urlaubsgefühl auf. Vielleicht ja nach der Grenze in Dänemark.
Ich höre Fußball im Radio (Deutschland - Kamerun). Es ist sehr anstrengend, da ich schlechten Empfang habe. Ich muss das Radio in einem bestimmten Winkel ans Fenster halten um überhaupt etwas zu verstehen. Und Deutschland scheint in der ersten Halbzeit richtig schlecht zu sein. Und dann ist der Empfang erstmal weg.

Schliesslich kann die Entspannung kommen: wir sind in Dänemark, die Sonne scheint, Ich habe irgendwie doch noch mitbekommen, daß Deutschland 2:0 gewonnen hat. Na, mal sehen wie es weitergeht ...

Nach langer Fahrt kommen wir endlich in Frederikshavn an. Die kurze Fahrt zum Campingplatz tut den müden Muskeln richtig gut. Der riesige Campingplatz ist fast leer. Ich komme mir mit unserem Zelt etwas verloren vor. Abends machen wir noch einen Spaziergang zum Strand.

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Mittwoch, 12. Juni 2002

Nordstrand Camping - Frederikshavn - (Fähre Frederikshavn - Oslo) - Oslo - Ekeberg Camping

Heute geht's nach Oslo! Die erste Nacht im neuen Hilleberg-Zelt war sehr gut. Und der erste Kaffee erst ...
Auf der Fähre die erste Enttäuschung: es gibt kein Frühstücksbuffet. Aber welch Entschädigung: Picknick in der Sonne! Und wir können die ganze Fahrt über draussen verbringen. War das schon der erste Sonnenbrand? Wir treffen ein Paar aus Dresden, das in Norwegen einen Job sucht. Beide sind Architekten. Sie ist aber recht zurückhaltend - es scheint zu viel bei ihr zu passieren im Moment.
Kurz Fußball geguckt: Deutschland spielt im 1/8-Finale gegen Paraguay.

Abends in Oslo. Zugreservierungen scheinen in Norwegen anscheinend noch schwieriger als in Deutschland. Nach ca. 1/2 Stunde mit drei Bediensteten und zwei Computern war es nicht möglich, uns Fahrradplätze für den Zug morgen nach Trondheim zu reservieren! Nerv. Jetzt müssen wir ganz früh aufstehen und hoffen. Die Fahrt hoch zum Campingplatz Ekeberg war anstrengend, da die Abkürzung, die ich mir aus der Karte rausgemalt habe, supersteil ist. Wieder eine kurze Nacht vor uns.

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Donnerstag, 13. Juni 2002

Ekeberg Camping - Oslo - (Zug Oslo - Trondheim) - Trondheim - Flakk

Endlich sind wir am Ausgangspunkt unserer Fahrradreise angekommen: Trondheim. Mit der Reservierung hat es schliesslich doch noch gut geklappt und die Fahrt mit dem Zug von Oslo übers Dovrefjell war wunderschön. Aber jetzt reicht's mit dem passiven Reisen!
Leider ist der Empfang sehr trist - es regnet. Und ich versuche mal wieder Reservierungen für die Rückfahrt zu machen - Bahn & Bike scheint überall schwer zu sein.

Aber es hat geklappt, die Rückfahrt ist gesichert und wir können uns voll den nächsten Fahrradwochen hingeben. Am 9. Juli geht der Zug von Bodø zurück, d.h. wir haben ab morgen volle 25 Tage zum Fahrradfahren!
Jetzt liegen wir im Zelt, satt, das Geschirr ist abgewaschen und es regnet. Ist schon etwas frustrierend zu hören, dass die letzte Woche so richtig super war und es erst heute mittag zu regnen angefangen hat. Aber der Wetterbericht ist so schlecht nicht. Wird schon werden.

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Freitag, 14. Juni 2002

Flakk - (Fähre Rørvik) - RV715 - Fjølvik - Kråkmo - RV720 - (Abstecher Ri. Ormsetvatnet) - Voldsetøra

Ich bekomme hier nichts vom Fußball mit! Das ist aber das einzige Manko. Was für ein wunderschöner Tag heute. Dabei fing es erstmal wieder nass an. Zwar war es bis nach dem Frühstück trocken, aber prompt beim Zeltabbau schüttete es wieder - alles nass.
Dafür sind wir schwarz Fähre gefahren, da wir es eilig hatten, das Schiff noch zu erreichen und der Ausgang vom Campingplatz schon hinter dem Kassenhäuschen lag. Habe ein wenig ein schlechtes Gewissen ...
Auf der anderen Seite des Trondheimsfjords war es dann trocken und als die Wolken aufrissen wurde es ein super-sonniger Tag. Zunächst ging es sicher 200 m hoch bis oberhalb eines Sees (Storvatnet), an dem wir auf Felsen im Wasser in der Sonne picknickten. Wenn jetzt nicht der Urlaub angefangen hat.

Nach ca. 50 km kam Yvonne auf die Idee, die Strasse am Fjord zu verlassen und eine kleine Stichtrasse den Berg hochzufahren, um oben an einem kleinen See wild zu campen. Sah zunächst noch ganz vielversprechend aus, stellte sich dann aber als ein Schotterrampe sondergleichen heraus. Als nach knapp 2 km Quälerei noch nichts zu sehen war, haben wir dann aufgegeben. Ich war überrascht, wie Yvonne den Berg raufgefahren ist. Dagegen war ich schon ganz schön schlapp. Überhaupt klappt das Fahren viel entspannter als noch letztes Jahr. Jeder kann bergauf sein Tempo fahren und ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich schneller oben bin und ab und zu warten muss. Liegt vielleicht auch daran, dass ich keine festen Tagesziele mehr vor Augen habe.

Der von uns angesteuerte Campingplatz am RV 720 war leider nur ein Rastplatz, der von Norwegern mit einer Horde Kinder bevölkert wurde. Und weit und breit keine andere Möglichkeit zum Zelten. Wir waren uns zunächst uneinig, ob wir hier hier bleiben sollten, aber als alle nach und nach aufbrachen und uns eine Frau sogar noch übrig gebliebenen Salat schenkte, war die Entscheidung schnell gefallen und der Platz stellte sich als absolutes Idyll heraus. Wir haben uns im Fluss gewaschen und dann lecker gegessen. Und ruhig ist es hier. So kann es gerne bleiben.

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Sonnabend, 15. Juni 2002

Voldsetøra - Malm - Namdalseid - Holmset

Ich hätte nie gedacht, dass es hier im Norden so heiss werden könnte. Wir sind hier auf einer nördlichen Breite von 64° und die Sonne knallt im Juni so stark, dass es sich wie am Mittelmeer anfühlt. Und dabei habe ich mich so richtig verbrannt, mir glüht und juckt alles.
Der erste Teil der heutigen Tour am Verasundet entlang war noch richtig schön, danach wurde es etwas langweiliger und bei Malm so richtig eng besiedelt. Aber die Norweger sind so nett. Bei Einkauf sprach uns eine Frau an und wir haben richtig nett geklönt. Das Norwegisch hilft uns sehr weiter, auch wenn Yvonne sich von mir etwas in die Ecke geredet fühlt. Werde mich wohl etwas zurücknehmen müssen.

WM-mäßig bin ich endlich wieder up-to-date. Habe alle Ergebnisse von zuhause gesimst bekommen. Und Deutschland hat heute Paraguay 1:0 geschlagen und steht am Freitag im 1/4-Finale gegen Mexiko oder die USA. Sollte da doch noch mehr gehen, nachdem Frankreich, Argentinien und Portugal bereits draussen sind? Das WM-Fieber köchelt so leicht ...

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Oslofjord

Oslofjord

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Einfahrt Oslo 2

Einfahrt nach Oslo

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bergauf

Bergauf

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Picknick auf einem Felsen

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Zelt-Küche